5 einfache Tipps: So gelingt Ihr erstes Whisky-Tasting mit Freunden
Eine gemeinsame Whisky-Verkostung ist ein echtes Event. Mit dieser Anleitung werden selbst Laien zum Genuss-Experten.
„Wow – das hätte ich echt nicht gedacht, dass ein und dasselbe Getränk so ganz unterschiedlich schmecken kann!“ Ein Freund ist sehr angetan von der gemeinsamen Whisky-Verkostung, die ich für die Männergruppe unserer Gemeinde vorbereitet habe. Und in der Tat, es gibt wohl kaum ein anderes Getränk wie Whisky. Einerseits wird die Definition, was echter Single Malt Scotch Whisky ist, sehr eng gefasst; und andererseits können zwischen zwei Sorten desselben Getränks geschmacklich Welten – ja Universen – liegen. Selbst dann, wenn man sich wie ich fast ausschließlich auf Schottland bezieht (das mache ich auch in diesem Artikel – Liebhaber von irischem Whisky oder amerikanischem Bourbon mögen mir das verzeihen). Um diese Fülle der unterschiedlichen Aromen, Geschmäcker, Mundgefühle zu erforschen, lohnt es sich, Whisky nicht einfach zu trinken. Nein, er muss verkostet werden und ein solches Tasting bedarf einiger Vorbereitung. Eine kurze, pragmatische Anleitung zu einer solchen Vorbereitung will ich hier liefern.
Whiskygenuss ist kein Alkoholismus
Aber zunächst ein Wort vorneweg. Denn immer wieder begegnet mir, wenn das Gespräch mit unerfahrenen Gesprächspartnern auf Whisky kommt, schnell das Vorurteil: „Whiskygenuss hat doch mit Alkoholismus zu tun.“ Ich will keineswegs die Gefahren des Alkohols kleinreden. Es geht immer um einen maßvollen und verantwortungsvollen Umgang. Mit einer kleinen Rechenaufgabe lassen sich die Ängste jedoch sehr schnell zerstreuen: Wenn bei einem Whisky-Tasting vier Drams (20 ml) Whisky (40%vol) verkostet werden – und mehr würde ich niemals verkosten, da die Geschmacksnerven dann ohnehin nicht mehr frisch sind –, so entspricht dies einer Menge von 25,6 g reinem Alkohol. Nur zum Vergleich: Ein Glas Rotwein (13%vol) mit 250 ml enthält bereits 26 g reinen Alkohol.
Die Ausstattung: Aufs Glas kommt es an
Natürlich ist es jedem freigestellt, seinen Whisky auf seine Art zu genießen. Anstelle von einem klobigen Tumbler-Glas und Eiswürfeln empfiehlt es sich aber doch, einige Dinge zu beachten: Zunächst ist die Raumtemperatur ideal, um die größtmögliche Aromen- und Geschmacksvielfalt im Whisky zu riechen und zu schmecken. Eis oder Kältesteine sind daher nicht nötig. Als Glas empfiehlt sich ein bauchiges Glas, welches sich nach oben hin stark „verjüngt“, also enger wird. So können sich im Bauch des Glases die Aromen entfalten, entweichen aber nicht zu schnell. Ideal sind sogenannte Glencairn-Gläser oder Tasting-Gläser mit Stiel. Aber wer diese Investition scheut, für den tut auch ein kleines Weißweinglas seinen Dienst.
Die Planung: Regionen beachten
Warten die Gläser auf ihren Einsatz, gilt es, das Whisky-Tasting zu planen. Der besondere Reiz einer Verkostung kann aus meiner Sicht vor allem auf zwei Wegen gestaltet werden: Entweder verkoste ich mehrere unterschiedliche Whiskyabfüllungen einer Brennerei (oder Region) oder aber ich widme mich einer möglichst vielfältigen Reise durch unterschiedliche Regionen Schottlands.
Für Einsteiger eignet sich meiner Meinung nach eher der zweite Ansatz, da hier die aromatischen und geschmacklichen Unterschiede deutlicher ausfallen. So sind sie auch für unerfahrene Nasen bzw. Geschmacksknospen deutlich voneinander zu unterscheiden.
Grob lässt sich Schottland in vier bis fünf Whisky-Regionen einteilen: die Lowlands, die Highlands, Speyside und die Inseln (evtl. könnte man auch die Insel Islay als eigene Region bezeichnen). Jede dieser Regionen hat traditionell ihre eigenen Besonderheiten bei der Herstellung des Whiskys, sodass sie sich geschmacklich deutlich voneinander unterscheiden (auch wenn es immer wieder Ausnahmen gibt). Für ein erstes Whisky-Tasting würde ich daher empfehlen, mit drei bis vier Whiskys – je einem pro Region – zu planen. Auch andere Besonderheiten, wie rauchige Noten durch die Verwendung von getorftem Malz oder der Einfluss besonderer Fässer, können bei der Auswahl von Unterschieden berücksichtigt werden.
Jung kommt vor alt, mild vor intensiv
Sind die Whiskys ausgewählt – konkrete Vorschläge folgen unten –, ist es wichtig, sich Gedanken über die Reihenfolge der Whiskys im Tasting zu machen. Dabei sind vor allem zwei Gesichtspunkte maßgeblich: Zum einen das Alter des Whiskys – das Tasting sollte grundsätzlich von jung zu alt erfolgen –, zum anderen spielen intensive Aromen wie Rauch oder Sherry eine entscheidende Rolle, wobei darauf zu achten ist, von mild hin zu intensiv zu verkosten. Wer einen Whisky vor dem Tasting noch nicht kennt, sollte sich unbedingt in Datenbanken im Internet über diesen informieren. Dann kann er besser nach den oben genannten Kriterien eingeordnet werden.
Im Zweifelsfall ist aus meiner Sicht immer das stärkere Aroma wichtiger als das Alter. Konkret heißt das: Auch ein 14-jähriger Whisky kann sinnvollerweise vor einem 10-jährigen verkostet werden, wenn der jüngere Whisky starke Aromen wie Torfrauch oder Sherry enthält.
Chips nein, dunkle Schokolade schon
Für meinen Geschmack genauso entscheidend wie die Whiskys selbst, ist die richtige Gestaltung des Rahmens bei einem Tasting. Für einen schönen Tasting-Abend mit Freunden – alleine macht es nicht nur weniger Spaß, sondern ist auch für den Geldbeutel deutlich belastender (bei ca. 30-40 € pro Einsteigerflasche) – sollte unbedingt ausreichend Zeit zur Verfügung stehen. Snacks wie Chips oder Erdnüsse gehören für mein Empfinden nicht zu einer Whisky-Verkostung, denn sie schmälern die Fähigkeit, Aromen und Geschmacksnuancen wahrzunehmen, doch beträchtlich. Was schon eher geht, ist dunkle Schokolade, aber auch da scheiden sich die Geister. Was auch bei Puristen nicht fehlen sollte, ist ein stilles, möglichst geschmacksneutrales Wasser. Dieses kann zwischen den Whiskys getrunken werden und dient außerdem zum Verdünnen, falls ein Whisky deutlich mehr als 40%vol Alkohol enthält.
Recherche ist das i-Tüpfelchen
Außerdem bereite ich mich auf jeden Whisky auch inhaltlich vor: Ich recherchiere Hintergrundinformationen zur Brennerei und ihrer Region, zur Form der Brennblasen (denn die beeinflussen das Aroma erheblich) und schaue mir eventuell Verkostungsvideos auf YouTube an. So habe ich nicht nur den nötigen Background zum entsprechenden Whisky, sondern die Verkostung selbst wird zu einer Art Kultur- und Bildungsevent.
Beispiel-Tasting für Einsteiger
Zum Schluss ein konkreter Vorschlag für ein Tasting mit drei Whiskys für Einsteiger – dabei kann bei jedem Schritt der Verkostung zwischen zwei Whiskys ausgewählt werden:
Milder Start:
Auchentoshan 12y (Lowlands, dreifach destilliert, sehr mild) Glenkinchie 12y (Lowlands, mild, grasig-frisch, ein idealer Sommerwhisky)
Fruchtige Mitte:
Glenfarclas 10y (Speyside, fruchtig-würziger Whisky mit Sherrynoten) Aberlour 12y (Speyside, eine Geschmacksexplosion mit viel Sherry)
Rauchiger Abschluss
Bowmore 12y (Islay, rauchig, süß mit Sherry) Caol Ila 12y (Islay, stark rauchig, medizinisch in der Nase, aber süß im Geschmack)
Für deine eigenen Erfahrungen bei einem Whisky-Tasting mit Freunden wünsche ich „slàinte mhath“ (gute Gesundheit).
Michael Born (35) ist verheiratet mit Regine und hat zwei Söhne. Er ist Pfarrer in Laufenburg und Mitglied im Leitungsteam von churchconvention.
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[…] rötlichen Bart, tragen eine Brille und legere Kleidung. Seit 2008 arbeiten die beiden zusammen und genießen es: „Es ist halt dein Bruder. Der verzeiht dir auch mal, wenn du ‘nen schlechten Tag hast. […]
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