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Das hilft gegen Schlaflosigkeit

In Zeiten der Selbstoptimierung wird selbst der Schlaf zum Leistungssport. Doch das ist genau der falsche Weg.

Haben Sie gut geschlafen, Herr Bednarz?

Dieter Bednarz: Nein. (lacht) Ich habe gestern Abend noch einen großen Eisbecher gegessen und zudem bauen wir ein kleines Haus um. In meinem Kopf fuhren die Gedanken noch Achterbahn. So ist das, wenn man nachts nicht loslassen kann.

Sie sind Autor der Lektüre „Augen zu und schlaf!“. Was war der Auslöser, um dieses Buch zu schreiben?

Bednarz: Ich war eingeladen zu einer Lesereise auf einem Kreuzfahrtschiff. Trotz dieser paradiesischen Umgebung schwitzte und wälzte ich mich mal wieder durch die Nacht. In der Kabine nebenan schlief Katja, eine Yogalehrerin. Am nächsten Morgen erzählte sie mir von ihrer himmlischen Nacht. Und da dachte ich mir: „Jetzt reicht’s! Jetzt mache ich mich auf und versuche herauszufinden: Was ist Schlaf eigentlich? Was kann ich gegen die Schlaflosigkeit und für guten Schlaf tun?“

Warum ist guter Schlaf wichtig?

Bednarz: Schlaf ist ungeheuer wichtig fürs Gehirn, fürs Lernen, fürs Gedächtnis. Er ist entscheidend fürs Verarbeiten und Einsortieren. Der Schlaf ist ein Spiegel unserer Seele und der Gesellschaft. In einer Zeit, in der alles optimiert wird, sind wir hier allerdings in der Gefahr, den Schlaf zu überhöhen, aus ihm einen Leistungssport zu machen – aber genau das sollte er nicht sein.

„Schlaf ist keine quantitative, sondern eine qualitative Frage“

Sie machen sich auf den Weg mit Ihren Durchschlafstörungen. In der Begegnung mit Medizinern, Forschern, im Schlaflabor stellen Sie fest …

Bednarz: Ich bin eine Lerche, ein Frühaufsteher, wie ich bei Professor Roenneberg gelernt habe. Ich kann einfach nicht mit meinen Girls bis kurz vor Mitternacht schauen, wer Deutschlands nächstes Flop-Model wird; die Mädels schlafen danach nämlich bis in die Puppen oder der Wecker reißt sie um sieben Uhr aus dem Tiefschlaf. Mich jedoch weckt meine innere Uhr unerbittlich zwischen vier und fünf. Will ich als Frühaufsteher halbwegs ausgeschlafen in den Tag starten, muss ich spätestens um halb zehn ins Bett. Wichtig ist, dass man zu seinem Schlaftyp und zu seinem ganz eigenen Schlafrhythmus findet.

Brauchen wir keine acht Stunden Schlaf?

Bednarz: Schlaf ist keine quantitative, sondern eine qualitative Frage. Es geht schlicht darum: Wie wache ich am nächsten Morgen auf? Ich kann um 5:15 Uhr aufwachen und erfrischt sein – wenn ich mir den Schlaf früh genug vor Mitternacht hole.

Sie notieren: „Wer wirklich seine Nachtruhe finden will, der muss sich aufmachen auf einen langen Weg zur Kenntnis und auch Erkenntnis.“ Was sind Ihre fundamentalen Wegeinsichten?

Bednarz: Statt Pillen zu schlucken, müssen wir Bettflüchtigen lernen, unsere eigene Schlaftablette zu werden. Ich bin kein Superschläfer geworden. Meine Vorstellung, auch ich könnte auf Kommando ins kleine Koma fallen, war Wunschdenken und Selbsttäuschung. Inzwischen habe ich kapiert: Schlaf ist eine grandiose Projektionsfläche unserer Seele, unserer Wünsche und Ängste. Wie ich bin, so schlafe ich: sehnsüchtig, ehrgeizig, ängstlich, mich verzehrend; oder zufrieden, zuversichtlich, mit mir im Reinen. Der bekannte Hamburger Medizinhistoriker Prof. Osten hat mir mit auf den Weg gegeben: Im Schlaf spiegelt sich unsere seelische Verfassung.

Das klingt nicht so neu …

Bednarz: Richtig. Doch ich musste lernen: Es reicht nicht, eine solche Botschaft zu bekommen. Um wirklich zu begreifen, wie sehr der Schlaf unser Innerstes reflektiert, bedarf es der nachdrücklichen Auseinandersetzung mit uns selbst. Deshalb ist es so wichtig, darüber nicht nur zwei Zeilen zu lesen, sondern sich in einem Buch damit auseinanderzusetzen. Die Einsicht, dass ich eine verzagte, von Ansprüchen an mich und das Leben zernagte Seele mit ins Bett nehme, ist mir sehr schwergefallen.

Wer erkennt im Spiegel schon gern einen unzufriedenen Mann? Wer gesteht sich ein, dass er sich ein eigentlich gutes Leben mit einer wunderbaren Frau und drei tollen Töchtern durch törichte Vergleiche und unerreichbare Vorgaben unnötig schwermacht? Der schlechte Schlaf hat mir den Weg zur Selbsterkenntnis gewiesen. Wenn ich jetzt in der Frühe erwache, bin ich dankbar für eine halbwegs gute Nacht, mache deutlich zufriedener und zuversichtlicher unsere Betten und gehe gestärkter in einen Tag, an dem ich versuche, loszulassen und mich abends mit einem „Lass gut sein, Junge!“ wieder in die Daunen zu kuscheln.

Keine Angst vor dem Schlaflabor

Ab wann ist der Mann mit seinem Schlafproblem ein Fall für den Arzt?

Bednarz: Wenn er permanent gerädert aufwacht. Ich empfehle da den Gang zu einem Facharzt, den Besuch eines Schlaflabors. Davor muss man keine Angst haben. Ich habe dort inmitten der Schläuche prima geschlafen. Der Dieter, der dachte, das machst du für das Buch, musste erkennen: Mann, meine liebe Frau Esther hat recht. Ich schnarche doch ganz schön heftig, gehöre daher ab und zu auf die Couch im Wohnzimmer. Womit ich nicht gerechnet hatte: Auch ich habe eine mittlere Schlafapnoe.

Eine Schlafapnoe entsteht, wenn die Muskulatur in den oberen Atemwegen erschlafft. Warum schnarchen Männer? Sind Schlafmasken der Retter?

Bednarz: Ja, Frauen atmen laut, sie haben ein besseres Gewebe im Hals. Männer schnarchen biologisch bedingt eher. Häufige Ursache dafür ist bei Männern Übergewicht oder Alkohol. Dagegen kann man etwas tun. Der Schlafapnoe kommt man nur mit dem Besuch beim Facharzt auf die Schliche. Und ja, Schlafmasken können dann sehr hilfreich sein.

Wenn ich jetzt doch mal schlecht schlafe?

Bednarz: Machen Sie sich nicht verrückt, setzen Sie sich nicht unter Leistungsdruck in Sachen Schlafzeit. Aber wichtig ist, dass wir medizinische Gründe für schlechten Schlaf ausschließen. Wenden Sie sich an die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung. Scheuen Sie nicht den Gang ins Schlaflabor. Achten Sie auf die Lebensführung.

Guter Schlaf ist für Sie heute …?

Bednarz: Ich musste lernen, es gut sein zu lassen, mir sagen: Ich habe heute genug gemacht. Ich muss jetzt nicht noch im Schlaf etwas leisten. Der Schlaf möchte nicht in irgendein Korsett gestanzt, sondern respektiert und umarmt werden. Der Schlaf ist ein Partner und wie in jeder guten Partnerschaft erwartet er Rücksichtnahme. Wenn wir ihn nicht respektvoll und achtsam behandeln, bekommen wir dafür die Quittung. Nochmals: Der Schlaf ist oft der Spiegel unserer Gesellschaft und der Spiegel unserer Seele.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Rüdiger Jope.

Hilfe finden:

Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung: dgsm.de

Weiterlesen:

„Augen zu und schlaf! Handbuch eines Bettflüchtigen für eine gute Nacht“ (Berlin Verlag) von Dieter Bednarz. Der Journalist, Autor und Referent schläft heute versöhnter. 30 Jahre berichtete er als Korrespondent für den Spiegel aus der arabischen Welt. Er steht u.a. zu Vorträgen zum Thema Schlaf zur Verfügung: dieterbednarz.de

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7 Einschlaftipps, damit Sie keine Schafe zählen müssen

Fast jeder hat das schon einmal erlebt: Das Gedankenkarussell kreist und an Schlaf ist nicht zu denken. Diese sieben Tipps helfen beim Einschlafen.

1. Ruhephase vor dem Einschlafen

Schnell noch mal das Gespräch für morgen vorbereiten und einmal noch den E-Mail-Posteingang kontrollieren. Der Trend zur Telearbeit hat dazu geführt, dass noch mehr Menschen am späten Abend arbeiten. Wenn die Kinder im Bett sind, bleibt oft noch etwas Zeit für liegen gebliebene Aufgaben. Doch fürs Einschlafen sind solche späten Schichten schlecht. Probleme aus der Arbeit hindern dich daran, zur Ruhe zu kommen. Auch anstrengender Sport macht erst einmal wach, selbst wenn das Fitnessstudio um 23 Uhr so verlockend leer ist. Besser ist eine Ruhephase. Das bedeutet nicht zwangsläufig, sich auf das Sofa zu legen. Ein Spaziergang oder ein Gespräch können ebenso zur Ruhephase gehören wie das Lesen eines Buches.

2. Blaues Licht vermeiden

Beim Lesen solltest du aber eher nicht zum Tablet oder Smartphone greifen. Denn das blaue Licht der Bildschirme signalisiert deinem Körper, dass jetzt Tag ist. Besser ist ein klassisches Buch oder eine Zeitschrift. Auch E-Reader wie der Tolino oder der Kindle sind eine Alternative, denn sie verwenden eine „elektronische Tinte“ und keinen klassischen Bildschirm. Dabei werden Bildpunkte, die auf einer Seite schwarz und auf einer weiß sind, so gedreht, dass sich das Schriftbild ergibt. Die Technik kommt nicht nur ohne blaue Hintergrundbeleuchtung aus, sondern auch ohne Flimmern. Muss es das Smartphone oder das Tablet sein, lässt sich mit dem Blaulichtfilter oft der Anteil des blauen Lichts reduzieren.

3. Einschlafrituale

Das Lesen sollte Teil eines Einschlafrituals sein, das jeden Abend gleich abläuft. Das kann so aussehen, dass du zuerst einen kleinen Spaziergang machst, nach Zähneputzen und Körperpflege noch etwas liest und schließlich den Tag mit einem Abendgebet oder Ähnlichem beendest. Dass dieser Ablauf jeden Tag gleich ist, scheint zunächst langweilig und irgendwie altbacken. Doch genau in dieser immer gleichen Abfolge liegt der Sinn des Rituals. Der Körper weiß dann intuitiv, dass es jetzt Zeit ist, zur Ruhe zu kommen. Das Abendgebet oder eine anderweitige Reflexion kann noch einen weiteren positiven Effekt haben. Es hilft dir, den Tag abzuschließen und sich auf den neuen vorzubereiten. Beispielsweise kannst du dir überlegen, wofür du dankbar bist. Dann schläfst du garantiert schneller und besser, als wenn du im Bett über die Ärgernisse des Tages nachdenkst.

4. Fester Schlafrhythmus

In eine ähnliche Richtung geht auch der Tipp, möglichst jeden Tag zu einer ähnlichen Schlafenszeit ins Bett zu gehen. Apps fürs Smartphone oder die Smartwatch erinnern dich auf Wunsch daran, dass die Schlafenszeit bevorsteht. Wer Schicht arbeitet, ob als Pflegekraft oder in der Fabrik, kann diesen Ratschlag natürlich nicht umsetzen. Eine Untersuchung aus den USA zeigt, dass es in diesem Fall am besten ist, vor und nach der Nachtschicht besonders lang zu schlafen. Die Studie bezog zwar nur Frauen ein, einiges spricht aber dafür, dass die Ergebnisse für Männer ähnlich ausfallen. Natürlich kann im Einzelfall eine andere Strategie die bessere sein. Bei einer Untersuchung von Studentinnen der Evangelischen Hochschule in Nürnberg fühlten sich vor allem jene Pflegekräfte in der Nachtschicht besonders konzentriert, die am Nachmittag zuvor einige Stunden geschlafen hatten.

5. Kein Alkohol vor dem Schlafen

Von einem Schlafritual ist abzuraten, nämlich vom Schlummertrunk. Wer Alkohol getrunken hat, schläft zwar oft schneller ein, dafür aber schlechter. Im schlimmsten Fall wachst du nach einer Stunde wieder auf und liegst die halbe Nacht wach. Besser sind warme Getränke, etwa ein Kräutertee oder eine warme Milch mit Honig – die Wärme macht nämlich müde. Natürlich darf der Tee nicht aufputschend sein, also besser keinen schwarzen Tee trinken. Wer eine schwache Blase hat, sollte es mit dem Trinken vor dem Schlafen nicht übertreiben.

6. Atemübungen

Wenn es mit dem Einschlafen – trotz Ruhepause und Einschlafritual – nicht funktioniert, können Atemübungen eine weitere Möglichkeit sein. Die müssen gar nicht kompliziert sein. Einfach tief einatmen und dabei auf den Körper achten. Dazu kann es sinnvoll sein, eine Hand auf den Bauch zu legen und zu beobachten, wie sich die Bauchdecke beim Einatmen hebt. Dann langsam wieder ausatmen und wahrnehmen, wie sich der Bauch jetzt wieder senkt. Es reicht, diesen Vorgang ein oder zwei Minuten lang zu wiederholen.

7. Schlafzimmer richtig ausstatten: belüftet, kühl und bequem

Rechtzeitig vor dem Schlafen sollte das Zimmer gut durchgelüftet werden. Außerdem sollte der Raum ausreichend dunkel sein, also am besten über einen Rollladen verfügen oder zumindest dicke Vorhänge haben. Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, wie wichtig eine gute Matratze ist. Gute Exemplare gibt es schon zu bezahlbaren Preisen. Auch wenn das Internet oft die günstigste Möglichkeit ist, spricht einiges für den Weg ins Fachgeschäft. Denn erst beim Probeliegen zeigt sich, wie gut die Matratze zum Körper und den eigenen Ansprüchen passt.

Diese Tipps helfen dir beim Einschlafen. Ganz normal ist es, wenn du hin und wieder trotzdem schlecht einschläfst, etwa wegen Sorgen oder Ängsten. Klappt es dagegen trotz dieser Ratschläge fast täglich mit dem Schlafen nicht so recht, sollte der Weg zum Arzt kein Tabu sein. Möglicherweise können pflanzliche Arzneimittel, etwa auf Basis von Baldrian, helfen. Aber auch andere Schlafmittel oder die Gabe des „Schlafhormons“ Melatonin sollten nicht zwangsläufig abgelehnt werden. Voraussetzung dafür ist allerdings eine Untersuchung durch einen Arzt oder eine Ärztin.

Tilman Weigel ist Dozent für empirische Sozialforschung und freier Autor.

Opernsänger John Treleaven. (Foto: Lawrence Richards)

John Treleaven singt sich vom Fischerdorf auf die Opernbühne – dann zerstört der Alkohol beinahe seinen Traum

Für den britischen Opernsänger John Treleaven zählt nur die Kunst. Wenn es ihm zu viel wird, trinkt er ein paar Bier – bis er mit 40 lebensgefährlich erkrankt.

„Ich habe nicht gewusst, wie sehr das unter die Haut gehen würde! Aber es war eine wunderschöne Zeit!“, sagt John Treleaven im Rückblick auf die knapp vier Wochen, die er zusammen mit seinem Sohn Lawrence im Sommer 2018 in Cornwall verbracht hat. Als Sohn eines Fischers kam er in dem winzigen Dorf Porthleven vor 71 Jahren auf die Welt. Dass er eines Tages in London Gesang studieren und danach auf den großen Opernbühnen der Welt zu Gast sein würde, konnte damals keiner ahnen.

Dieser Lebensweg und der tiefe Glaube an Gott durch alle Krisen hindurch faszinierten Sohn Lawrence schon immer. Seit er angefangen hatte, Film zu studieren, stand für ihn fest: „So eine Heldengeschichte funktioniert auch im Kino. Eines Tages mache ich einen Film über meinen Vater!“ Von da an begleitete er seinen Vater immer wieder zu besonderen Auftritten, filmte Backstage, befragte Opernkollegen und Vorgesetzte.

Der rote Faden fehlt

Jede Menge Filmmaterial kam zusammen. Aber der „rote Faden“ für die Handlung fehlte ihm und es gab noch ein „Problem“, erinnert sich der heute 40-Jährige: „Mein Vater war damals noch so tief in seiner Berufswelt, dass er nicht bereit war, sich als Privatperson zu präsentieren, und er hätte aufpassen müssen, dass er nicht über gewisse Sachen spricht, die ihm hätten schaden können.“

Aber der richtige Zeitpunkt würde kommen, da war er sicher. Weil er mit seiner Produktionsfirma „indievisuals“ so ein Projekt nicht alleine stemmen konnte, holte er sich Unterstützung bei den Kollegen von MAPP Media GmbH. Zusammen mit der Dramaturgin Rebecca – die heute seine Frau und Mutter seines Sohnes ist – entwickelte er ein stimmiges Konzept.

Einzelzimmer gab es aus Kostengründen nicht

Das Kernstück des Films sollte eine gemeinsame Reise von Vater und Sohn nach Cornwall sein. Die finanziellen Mittel kamen durch die Filmförderung von Hessenfilm, die Kulturförderung Rheinland-Pfalz und eine aufwendige Crowdfunding-Aktion zusammen.

Im Juli 2018 ging die Reise los. Vater und Sohn fuhren aber nicht alleine nach Cornwall, sondern zusammen mit einer dreiköpfigen Filmcrew. Das Budget war knapp und so reisten sie zu fünft im Multivan, der bis auf den Dachgepäckträger mit Technik und Filmequipment vollgepackt war. Einzelzimmer gab es aus Kostengründen nicht.

Sohn über Vater: „Er ist supercool geblieben“

Lawrence lernte seinen Vater von einer neuen Seite kennen: „Er ist supercool geblieben, die ganze Zeit. Obwohl es sauanstrengend war. Und es war krass, wie positiv mein Vater immer geblieben ist! Wir waren auf engstem Raum zusammen. Da gab es immer mal wieder Stress im Team. Aber wenn mein Vater kam, war es nicht ein einziges Mal stressig. Er hat alle so positiv beeinflusst am Set!“ Auch Vater John entdeckt bisher Unbekanntes am Sohn: „Ich konnte ihn als Profi beobachten! Das war für mich ein neues Erlebnis. Er war ziemlich schweigsam bei der Arbeit. Wir haben ihn ‚One-Word-Lawrence‘ genannt. Ich konnte täglich sehen und erleben, wie er funktioniert!“

Lawrence stand während des Drehs mächtig unter Druck. Viele Leute hatten Geld gespendet für den Film „Son of Cornwall“, da musste er liefern. Außerdem war er Produzent, Regisseur, manchmal sogar Kameramann und immer zweitwichtigste Person vor der Kamera.

„Ohne Gott wäre ich heute wahrscheinlich tot“

Wie bei einer Dokumentation üblich, gab es kein Drehbuch, sondern die Drehorte gaben das Thema vor. Diese Rechnung ging in einem besonderen Fall nicht auf, erinnert sich Lawrence: „Als wir in der Kirche in Porthleven zusammengesessen haben, wollte ich natürlich mit ihm über seinen Glauben reden. Also fragte ich ihn: ‚Wieso glaubst du so stark?‘ Dann hat er gesagt: ‚Ohne Gott wäre ich heute wahrscheinlich tot.‘ Unter Tränen hat er über seine Alkoholsucht gesprochen! Das wollten wir eigentlich erst später in der Kneipe thematisieren. Aber in diesem Moment habe ich verstanden, wie sehr der Glaube meinem Vater aus der Sucht herausgeholfen hat.“

Alkohol war für John Treleaven seit Teenagerzeiten ein „treuer Begleiter“. Es war ganz normal, mit seinem Vater in der Kneipe von Porthleven ein Bier zu trinken. Während des Gesangsstudiums und später als gefeierter Operntenor griff er auch oft zur Flasche. „Wenn es irgendwie eng wurde, wenn es mir zu viel wurde, trank ich ein paar Bier, Whiskey, egal was, und dann war das Leben für mich wieder leichter zu handhaben!“, so bringt er es heute auf den Punkt.

Mit vierzig lebensgefährlich erkrankt

Wenn ein Arzt ihm vor Augen hielt, dass der Alkohol ihm massiv schade, dann suchte er sich einen anderen. Für ihn zählte nur die Kunst. Bis er mit vierzig lebensgefährlich erkrankte. Zusammen mit seiner Frau Roxane beschloss er, einen Entzug zu machen.

Erst als sein Vater für einige Wochen in der Klinik war, verstand der damals neunjährige Lawrence, dass sein Vater alkoholkrank war. Das Familienleben war immer harmonisch verlaufen, der Alkohol hatte John immer lockerer gemacht, aber nie aggressiv. Als der Vater nach dem Entzug nach Hause kam, hatte er sich verändert. „Ich habe gesagt: ‚Papa, du warst viel lustiger, als du noch getrunken hast!‘ Da hat er mit mir geschimpft und ich fand das doof“, erinnert sich Lawrence.

„Ich kam an einen Punkt, da konnte ich gar nicht mehr anders als trinken“

John Treleaven holte sich Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe. Er betete intensiv. Trotzdem hatte er immer wieder Rückfälle. Er sprach mit mehreren Pfarrern darüber, hoffte, dass sie ihm Hilfe anbieten könnten. Die Sätze, die er damals oft hörte, sind ihm noch in guter Erinnerung: „‚John, du bist Künstler, das ist bei denen eben so!‘ Und so habe ich meinen zerstörerischen Weg fortgesetzt. Ich kam an einen Punkt, da konnte ich gar nicht mehr anders als trinken. Manche sagen vielleicht, Gott hätte doch eingreifen und sagen können: ‚Hey John, du liebst mich doch! Hör auf damit!‘ Aber so handelt der liebende Gott nicht! Jeder hat die Freiheit, selbst zu entscheiden! Gott war immer bei mir. Ich habe ihn aber weggeschoben!“

Nicht zu trinken, war für ihn über Jahrzehnte ein täglicher Kampf. Heute ist er glücklich, dass er seit acht Jahren trocken ist. Für den pensionierten Opernsänger steht fest: „Dafür ist Gott verantwortlich. Jesus hat mich am Kreuz gerettet. Er ist für mich gestorben!“ Ähnliche Worte sprudelten aus John Treleaven vor laufender Kamera heraus, als er mit seinem Sohn in der alten Kirche in Porthleven war.

„Hoffnung geben“

Hat das Heldenbild, das Lawrence von seinem Vater hatte, nicht heftige Kratzer bekommen? „Nein, im Gegenteil! Durch die Reise ist er noch mehr zu meinem Helden geworden! Auf einer menschlichen Ebene“, erklärt Lawrence. Das hatte auch Auswirkungen auf die Kernaussage des Films. „Ursprünglich war meine Intention: Dem Zuschauer Hoffnung und Mut zu machen, seinem Traum zu folgen, weil ich mir immer gesagt habe: Wenn mein Vater es in diese Liga schaffen kann aus den Verhältnissen, aus denen er stammt, dann kann jeder seinen Traum erfüllen! Aber je mehr ich in diesen Film hineingestiegen bin, umso mehr merkte ich: Es ist ein Film, der den Glauben in den Vordergrund rückt und Menschen, die auch in schwierigen Situationen stecken, die vielleicht selber alkoholkrank sind, Hoffnung geben kann, dass sie es mit Gottes Kraft schaffen können.“

Die gemeinsame Reise nach Cornwall hat John Treleaven und Lawrence Richards noch enger zueinander finden lassen. Aus Vater und Sohn wurden Vertraute, die sich auf Augenhöhe begegnen und stolz aufeinander sind.

Sabine Langenbach ist kein Opernfan. John Treleaven hätte sie aber gerne mal live auf der Bühne erlebt. Die Journalistin, Speakerin und „Dankbarkeitsbotschafterin“ lebt mit ihrer Familie in Altena/Westfalen (sabine-langenbach.de).

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5 einfache Tipps: So gelingt Ihr erstes Whisky-Tasting mit Freunden

Eine gemeinsame Whisky-Verkostung ist ein echtes Event. Mit dieser Anleitung werden selbst Laien zum Genuss-Experten.

„Wow – das hätte ich echt nicht gedacht, dass ein und dasselbe Getränk so ganz unterschiedlich schmecken kann!“ Ein Freund ist sehr angetan von der gemeinsamen Whisky-Verkostung, die ich für die Männergruppe unserer Gemeinde vorbereitet habe. Und in der Tat, es gibt wohl kaum ein anderes Getränk wie Whisky. Einerseits wird die Definition, was echter Single Malt Scotch Whisky ist, sehr eng gefasst; und andererseits können zwischen zwei Sorten desselben Getränks geschmacklich Welten – ja Universen – liegen. Selbst dann, wenn man sich wie ich fast ausschließlich auf Schottland bezieht (das mache ich auch in diesem Artikel – Liebhaber von irischem Whisky oder amerikanischem Bourbon mögen mir das verzeihen). Um diese Fülle der unterschiedlichen Aromen, Geschmäcker, Mundgefühle zu erforschen, lohnt es sich, Whisky nicht einfach zu trinken. Nein, er muss verkostet werden und ein solches Tasting bedarf einiger Vorbereitung. Eine kurze, pragmatische Anleitung zu einer solchen Vorbereitung will ich hier liefern.

Whiskygenuss ist kein Alkoholismus

Aber zunächst ein Wort vorneweg. Denn immer wieder begegnet mir, wenn das Gespräch mit unerfahrenen Gesprächspartnern auf Whisky kommt, schnell das Vorurteil: „Whiskygenuss hat doch mit Alkoholismus zu tun.“ Ich will keineswegs die Gefahren des Alkohols kleinreden. Es geht immer um einen maßvollen und verantwortungsvollen Umgang. Mit einer kleinen Rechenaufgabe lassen sich die Ängste jedoch sehr schnell zerstreuen: Wenn bei einem Whisky-Tasting vier Drams (20 ml) Whisky (40%vol) verkostet werden – und mehr würde ich niemals verkosten, da die Geschmacksnerven dann ohnehin nicht mehr frisch sind –, so entspricht dies einer Menge von 25,6 g reinem Alkohol. Nur zum Vergleich: Ein Glas Rotwein (13%vol) mit 250 ml enthält bereits 26 g reinen Alkohol.

Die Ausstattung: Aufs Glas kommt es an

Natürlich ist es jedem freigestellt, seinen Whisky auf seine Art zu genießen. Anstelle von einem klobigen Tumbler-Glas und Eiswürfeln empfiehlt es sich aber doch, einige Dinge zu beachten: Zunächst ist die Raumtemperatur ideal, um die größtmögliche Aromen- und Geschmacksvielfalt im Whisky zu riechen und zu schmecken. Eis oder Kältesteine sind daher nicht nötig. Als Glas empfiehlt sich ein bauchiges Glas, welches sich nach oben hin stark „verjüngt“, also enger wird. So können sich im Bauch des Glases die Aromen entfalten, entweichen aber nicht zu schnell. Ideal sind sogenannte Glencairn-Gläser oder Tasting-Gläser mit Stiel. Aber wer diese Investition scheut, für den tut auch ein kleines Weißweinglas seinen Dienst.

Die Planung: Regionen beachten

Warten die Gläser auf ihren Einsatz, gilt es, das Whisky-Tasting zu planen. Der besondere Reiz einer Verkostung kann aus meiner Sicht vor allem auf zwei Wegen gestaltet werden: Entweder verkoste ich mehrere unterschiedliche Whiskyabfüllungen einer Brennerei (oder Region) oder aber ich widme mich einer möglichst vielfältigen Reise durch unterschiedliche Regionen Schottlands.

Für Einsteiger eignet sich meiner Meinung nach eher der zweite Ansatz, da hier die aromatischen und geschmacklichen Unterschiede deutlicher ausfallen. So sind sie auch für unerfahrene Nasen bzw. Geschmacksknospen deutlich voneinander zu unterscheiden.

Grob lässt sich Schottland in vier bis fünf Whisky-Regionen einteilen: die Lowlands, die Highlands, Speyside und die Inseln (evtl. könnte man auch die Insel Islay als eigene Region bezeichnen). Jede dieser Regionen hat traditionell ihre eigenen Besonderheiten bei der Herstellung des Whiskys, sodass sie sich geschmacklich deutlich voneinander unterscheiden (auch wenn es immer wieder Ausnahmen gibt). Für ein erstes Whisky-Tasting würde ich daher empfehlen, mit drei bis vier Whiskys – je einem pro Region – zu planen. Auch andere Besonderheiten, wie rauchige Noten durch die Verwendung von getorftem Malz oder der Einfluss besonderer Fässer, können bei der Auswahl von Unterschieden berücksichtigt werden.

Jung kommt vor alt, mild vor intensiv

Sind die Whiskys ausgewählt – konkrete Vorschläge folgen unten –, ist es wichtig, sich Gedanken über die Reihenfolge der Whiskys im Tasting zu machen. Dabei sind vor allem zwei Gesichtspunkte maßgeblich: Zum einen das Alter des Whiskys – das Tasting sollte grundsätzlich von jung zu alt erfolgen –, zum anderen spielen intensive Aromen wie Rauch oder Sherry eine entscheidende Rolle, wobei darauf zu achten ist, von mild hin zu intensiv zu verkosten. Wer einen Whisky vor dem Tasting noch nicht kennt, sollte sich unbedingt in Datenbanken im Internet über diesen informieren. Dann kann er besser nach den oben genannten Kriterien eingeordnet werden.

Im Zweifelsfall ist aus meiner Sicht immer das stärkere Aroma wichtiger als das Alter. Konkret heißt das: Auch ein 14-jähriger Whisky kann sinnvollerweise vor einem 10-jährigen verkostet werden, wenn der jüngere Whisky starke Aromen wie Torfrauch oder Sherry enthält.

Chips nein, dunkle Schokolade schon

Für meinen Geschmack genauso entscheidend wie die Whiskys selbst, ist die richtige Gestaltung des Rahmens bei einem Tasting. Für einen schönen Tasting-Abend mit Freunden – alleine macht es nicht nur weniger Spaß, sondern ist auch für den Geldbeutel deutlich belastender (bei ca. 30-40 € pro Einsteigerflasche) – sollte unbedingt ausreichend Zeit zur Verfügung stehen. Snacks wie Chips oder Erdnüsse gehören für mein Empfinden nicht zu einer Whisky-Verkostung, denn sie schmälern die Fähigkeit, Aromen und Geschmacksnuancen wahrzunehmen, doch beträchtlich. Was schon eher geht, ist dunkle Schokolade, aber auch da scheiden sich die Geister. Was auch bei Puristen nicht fehlen sollte, ist ein stilles, möglichst geschmacksneutrales Wasser. Dieses kann zwischen den Whiskys getrunken werden und dient außerdem zum Verdünnen, falls ein Whisky deutlich mehr als 40%vol Alkohol enthält.

Recherche ist das i-Tüpfelchen

Außerdem bereite ich mich auf jeden Whisky auch inhaltlich vor: Ich recherchiere Hintergrundinformationen zur Brennerei und ihrer Region, zur Form der Brennblasen (denn die beeinflussen das Aroma erheblich) und schaue mir eventuell Verkostungsvideos auf YouTube an. So habe ich nicht nur den nötigen Background zum entsprechenden Whisky, sondern die Verkostung selbst wird zu einer Art Kultur- und Bildungsevent.

Beispiel-Tasting für Einsteiger

Zum Schluss ein konkreter Vorschlag für ein Tasting mit drei Whiskys für Einsteiger – dabei kann bei jedem Schritt der Verkostung zwischen zwei Whiskys ausgewählt werden:

Milder Start: 
Auchentoshan 12y (Lowlands, dreifach destilliert, sehr mild) Glenkinchie 12y (Lowlands, mild, grasig-frisch, ein idealer Sommerwhisky)

Fruchtige Mitte: 
Glenfarclas 10y (Speyside, fruchtig-würziger Whisky mit Sherrynoten) Aberlour 12y (Speyside, eine Geschmacksexplosion mit viel Sherry)

Rauchiger Abschluss
Bowmore 12y (Islay, rauchig, süß mit Sherry) Caol Ila 12y (Islay, stark rauchig, medizinisch in der Nase, aber süß im Geschmack)

Für deine eigenen Erfahrungen bei einem Whisky-Tasting mit Freunden wünsche ich „slàinte mhath“ (gute Gesundheit).

Michael Born (35) ist verheiratet mit Regine und hat zwei Söhne. Er ist Pfarrer in Laufenburg und Mitglied im Leitungsteam von churchconvention.