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Autofans aufgepasst: Das neue PS-Mekka liegt in Ewersbach!

Vergiss München, Monza oder Stuttgart! Die wirklich tollen Karren stehen im Nationalen Automuseum, The Loh Collection, in Ewersbach. MOVO-Redakteur Rüdiger Jope geriet beim Anblick von Chrom, Lack und Karbon ins Schwärmen.

„Hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen“ heißt es im Märchen, aber wo genau das ist, das verraten die Brüder Grimm uns nicht. Ob sie damit die Gemeinde Dietzhölztal im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis meinten? Vielleicht. Die Abfahrt von der A45 führt uns ins grüne und hügelige Nichts. Auf dem Smartphone verschwinden die Verbindungsbalken. Der Tesla schnurrt durch Dörfer, die noch den Charme der Siebziger atmen. Dann stehen wir in Ewersbach auf einem großen Parkplatz. Eine Art Märchenschloss für kleine und große Jungs tut sich vor uns auf. Weiß auf rot schlägt es uns entgegen: Nationales Automuseum – The Loh Collection.

Das neue Mekka der Autofans

An der Pforte zu diesem geheimnisvollen Märchenland der PS begrüßt uns Florian Urbitsch. Er ist die gute, ordnende Fee in dieser benzin- und dieselgeschwängerten Welt der Autohistorie aus Chrom, Lack, Blech und Karbon. Urbitsch versteht es, mit Fakten zu zaubern. Dabei ist er ganz Profi, detailverliebt, absolut drin im Stoff. Er hat auf alle Fragen der zwei Väter und zwei Jungs zu diesen einzigartigen Kutschen auf vier Rädern eine Antwort parat. Schon nach den ersten zwei Schlitten ist mir klar: Vergiss Stuttgart! Vergiss München! Vergiss Monza! Das traumhafte Märchenland der Auto-Enthusiasten befindet sich seit Juli 2023 abseits der Metropolen. Dort in Ewersbach stehen sie poliert im Original, die Zwerge und Riesen von Porsche, Ferrari, Daimler, Ford, Bugatti & Co.

35 Jahre hat der Industrielle Friedhelm Loh Autos zusammengesucht, getauscht und gekauft, wie kleine Jungs Matchbox-Autos – aus 135 Jahren Automobilgeschichte. 150 dieser Unikate hat er jetzt in dieser Schatzkammer zugänglich gemacht. Dafür wurde eine alte Fabrikhalle ummantelt, ein Kino der Sechziger und eine historische Kfz-Werkstatt eingebaut, die schräge Pistenarena von Indianapolis nachempfunden, eine Art Setzkasten für fahrbare Schmuckstücke an die Wand geschraubt. Die dazugehörige Aura von roten Ziegeln, alten Stahlträgern, einer rostigen Kranbahn und blitzenden Karossen verfehlt ihre Wirkung nicht. Sie fesselt sogar einen Autoverschmäher wie mich. Jonathan (12) macht große Augen. Joshua (13) noch größere. Die Jungs sind geflasht. Sie stehen den Favoriten ihrer Autokartenspiele gegenüber. Zum Anfassen. Fast.

Autos mit besonderer Vita

Während sich die Jungs nach dem Besuch der Sonderausstellung „100 Jahre Paris – Le Monde“ mit der Kamera auf Motivjagd in der weitläufigen Halle der Dauerausstellung verlieren, entlocken Stefan und ich dem Hüter der Schätze noch einige Details. Dabei verrät er uns die Philosophie von Prof. Dr. Loh. Dieser sammele nicht wahllos, sondern „jedes Auto hat hier seine ganz besondere Geschichte“. Gleich am Eingang steht der Benz Victoria Phaeton (5 PS, 1895): Erstbesitzer die Familie Benz, dann Henry Ford, dann Friedhelm Loh. Auf dem Marktplatz glänzt der Ferrari 288 GTO (1985, 400 PS) von Asterix-Zeichner Albert Uderzo neben dem Porsche von Herbert von Karajan. Wenige Schritte davon entfernt findet sich der Lincoln Continental „Limo One“, das letzte Auto, das Präsident Kennedy lebend verließ. Hinter der Steilkurve parkt der Ferrari F1-2000, in dem Michael Schumacher zu seinem ersten WM-Titel raste, der McLaren MP4-5A von Ayrton Senna, mit dem dieser den Grand Prix 1989 gewann, der Peugeot, in dem Enzo Ferrari urlaubte,…Märchenhafter Moment

Wenige Meter davon entfernt strahlt eines der teuersten Autos der Welt, der Bugatti Veyron, 8,0-Liter-W16-Motor mit Vierfach-Turboaufladung. „Er verkörpert in Form, Funktion und Schönheit eine Philosophie, das Lebenselixier von Bugatti, die hier Hand in Hand geht“, so Urbitsch strahlend, um dann noch eins draufzusetzen. „Heute ist die Firma Bugatti draußen mit einem französischen Filmteam vor Ort.“ Sie nehmen Szenen mit dem alten Bugatti aus dem Museum auf, zusammen mit „einem Erlkönig, einem getarnten neuen Prototyp des Bugatti Veyron“. Knirschender Kies, ein röhrender Wagen. Ein Märchen für die Jungs. Sie haben feuchte Augen. Sie sind plötzlich echte Car-Spotter, werden zu Geheimnisträgern, denn die Bilder von diesem PS-Giganten dürfen zu dem Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht werden.

Ehrfürchtiges Staunen vermischt sich mit Magenknurren. Der Museumsbesuch macht hungrig. Doch das Smartphone und der Tesla finden keine Verbindung. Wir rollen offline vom Parkplatz. In einer Kurve finden wir eine Imbissbude. Dort „hinter den sieben Bergen“ gefühlt „bei den sieben Zwergen“ lassen wir uns Pommes, Schnitzel und das Gesehene auf der Zunge zergehen, ganz im Sinne der Gebrüder Grimm: „Und wenn sie nicht verschrottet sind, leben sie noch heute – im Nationalen Automuseum.“

Rüdiger Jope ist Chef-Redakteur des Männermagazins MOVO.

Nationales Automuseum – The Loh Collection

Das Nationale Automuseum in Dietzhölztal-Ewersbach öffnet jeweils von Mittwoch bis Freitag, 11 bis 18 Uhr, sowie Samstag und Sonntag von 10:30 bis 18 Uhr. Der Eintritt beträgt 19 Euro für Erwachsene, 15 Euro für Kinder. Das Familienticket kostet 50 Euro. Aktuell kann die Sonderausstellung „Ferrari“ angesehen werden. nationalesautomuseum.de