Darius Götsch: Wenn der Chef nervt…

10 Tipps, um trotzdem zu überleben.

  • 1. Es ist normal, dass der Chef nervt

    Trösten Sie sich: Vielen geht es so. Und Sie selbst nerven ebenso. Da spreche ich aus Erfahrung! Bis ich einigermaßen wusste, worauf es bei Führung ankommt, sind meine Mitarbeiter fast an mir verzweifelt und ich schäme mich heute für meine Unfähigkeit. Damals allerdings fand ich mich super. Leider menschelt es auch bei christlichen Unternehmen und Vorgesetzten. Denn auch Christen suchen gerne nach Sandkörnern in den Augen der Anderen und lassen ihren Balken im eigenen Auge dort, wo er ist.

  • 2. Lernen Sie von ihm

    Auch ein schlechter Chef kann Recht haben. Ähnlich einer kaputten Uhr, die zwei Mal am Tag die richtige Uhrzeit zeigt, wird auch Ihr Vorgesetzter nicht nur Misst bauen. Und jeder ist als Lernvorbild nützlich – im schlimmsten Fall als Negativbeispiel. Ich habe viel aus Fehlern meiner Vorgesetzten gelernt. Ebenso gab es aber auch wundervolle Eigenschaften zu lernen, wie Hilfsbereitschaft, dienende Haltung, exzellente Sachkunde und liebevoller Umgang.

  • 3. Haben Sie Geduld

    Leider werden sehr selten Menschen mit Führungsqualitäten zum Vorgesetzten gemacht. Es zählen viel mehr die Beziehungen und Sachkunde in der bisherigen Aufgabe. Aber der beste Sacharbeiter wird in seltensten Fällen bester Vorgesetzter – die Menschenführung hat andere Anforderungen und diese muss man besonders erlernen. Und das geht nicht über Nacht. Gönnen Sie Ihrem Chef Zeit, die er unbedingt braucht!

  • 4. Sie sind mit dem Chef nicht verheiratet

    Und das bedeutet, ein Wechsel ist immer eine Option. Aber behalten Sie diesen Wunsch unbedingt für sich. Halten Sie die Augen nach einer Verbesserung offen. Doch tun Sie Ihrem Chef nicht den Gefallen, indem Sie kündigen, ohne eine Anschlussstelle zu haben! Wenn die jetzige Aufgabe Sie nicht erfüllt, suchen Sie weiter. Gott möchte Leben in Fülle für uns in diesem wichtigen Bereich. Bilden Sie sich fort, lassen Sie sich versetzen oder finden Sie eine neue Stelle mit spannenden Aufgaben und einem besseren Vorgesetzten.

  • 5. Nerven Sie selbst

    Zum Beispiel, indem Sie mehr Gehalt, bessere Ausstattung oder eine Beförderung fordern. Ich stand regelmäßig auf der Matte und zeigte meinen Nutzen für das Unternehmen (und den Chef). Ich war zwar sehr zufrieden mit meiner Aufgabe, aber durch die Zunahme der Verantwortung und Zuwachs der Kompetenzen war mal wieder eine Gehaltserhöhung nötig. Und ich habe sie meistens bekommen. Trauen Sie sich!

  • 6. Dienen Sie Ihrem Chef

    Immerhin ist er Ihr wichtigster Kunde. Ich habe hier einen Fehler gemacht. Als der neue, unerfahrene Sohn des Unternehmergründers die Firma übernahm, diente ich als Finanzverantwortlicher weiterhin dem Unternehmen und den Menschen darin, ohne ihn im Fokus zu haben. Der Firma ging es prächtig und mein Ansehen bei den Mitarbeitern wuchs und wuchs … nur ich wurde meinen Job los! Unerwartet und schmerzhaft. Ihre Aufgabe ist nicht nur, gute Arbeit zu leisten, sondern auch für den Chef nützlich zu sein. Gute Leistung zu erbringen ist toll und wichtig, aber nichts verbessert die Beziehung zu dem Chef mehr, als wenn man ihm mal aus der Patsche hilft.

  • 7. Loben Sie ihn und bedanken Sie sich bei ihm

    Es geht hier nicht um Schmeicheleien, die sind mir zuwider. Aber wenn Sie etwas Gutes gesehen oder erlebt haben, sagen Sie es unbedingt! So konkret wie möglich. Auch der Vorgesetzte ist ein Mensch und braucht Anerkennung! Die bekommt er genauso wie Sie in zu geringem Umfang. Ohne Anerkennung geht der Mensch wie eine Pflanze ohne Licht zugrunde.

  • 8. Kritik ist tabu

    Grundsätzlich werden Sie bei Ihrem Vorgesetzten, wie in allen anderen Bereichen des Lebens, mit Kritik nichts erreichen. Sie verärgern nur das Gegenüber. Inzwischen verzichte ich weitgehend auf Kritik und suche nach positiven Punkten – es ist auch besser für meine Einstellung (das merkt die Umgebung!) und so finde ich mehr Gelegenheiten zum Loben. Mit Lob und Ausbleiben von demselben erreichen Sie mehr als mit Kritik. Was gut funktioniert, ist eine persönliche Mitteilung (Ich-Botschaft): „Chef, Ihre Bemerkung von gestern hat mich verletzt. Ich sehe den Sachverhalt anders …“ Seien Sie grundsätzlich beherrscht und lassen Sie stets die Wahrheit sprechen – aber denken Sie dran: Nicht alles, was wahr ist, sollte auch gesagt werden.

  • 9. Schärfen Sie Ihre Säge

    Ein Waldarbeiter geht spazieren und begegnet einem Menschen, der hastig und mühselig damit beschäftigt ist, in seinem Garten einen bereits gefällten Baumstamm in kleine Teile zu zersägen. Der Waldarbeiter tritt näher heran, um zu sehen, warum der Holzfäller sich so abmüht, und sagt dann: „Entschuldigen Sie, aber Ihre Säge ist stumpf! Wollen Sie diese nicht einmal schärfen?“ Darauf stöhnt der Gartenbesitzer erschöpft: „Dafür habe ich keine Zeit – ich muss den Baum zersägen!“ Zeigen Sie Einsatz und Freude an Ihrer Aufgabe, machen Sie Überstunden, aber investieren Sie auch Zeit und Energie in sich selbst. Je besser Sie werden, desto wertvoller sind Sie für den Chef und das Unternehmen – und das stärkt die Beziehung ungeheuer. Fortbildungen und Selbststudium auch auf eigene Kosten sind unbedingt notwendig. Ich kam so richtig voran, als ich eine tägliche Fortbildungsstunde zu Hause einlegte, während der ich Management- und Führungsbücher las.

  • 10. Werden Sie selbst Chef

    Es lohnt sich aus zwei Gründen. Zum einem macht die Freiheit sehr viel Freude. Je höher man kommt, desto größer ist sie. Zum anderen hat man Zugang zu mehr Ressourcen, trifft interessante Menschen und kann viel bewegen. Eine Führungskraft hat aus meiner Sicht drei Aufgaben: Den Kunden glücklich machen, den Mitarbeiter glücklich zu machen und ein System zu entwickeln, in dem beide ersten Aufgaben erfüllt werden – und Menschen glücklich zu machen, macht richtig Spaß!!!